Wir schützen Meeresschildkröten in Indonesien

Das südostasiatische Land ist mit seinen über 17.000 Inseln der größte Inselstaat der Welt. An der Grenze zwischen Indischem Ozean und Pazifik erstreckt sich eine einzigartige Artenvielfalt – wie gemacht für Meeresschildkröten. Nicht nur das berühmte Korallendreieck lockt unzählige Tiere an. Tatsächlich bewohnen insgesamt sechs der sieben existierenden Arten die indonesischen Gewässer, fünf nisten regelmäßig an den Stränden.

Anfänge der Turtle Foundation

Im Vergleich zu vielen Ländern ist es hier allerdings bis heute nicht besonders gut um den Schutz der beeindruckenden Meeresreptilien bestellt, auch wenn Meeresschildkröten und ihre Eier in Indonesien bereits 1990 unter Naturschutz gestellt wurden. Deshalb traten wir im Jahr 2000 auf den Plan, um dem systematischen Absammeln von Eiern in Berau ein Ende zu bereiten.

Vor Ort für den Meeresschildkrötenschutz

All alle unsere indonesischen Projekte werden seit 2018 von unserer lokalen Schwesterorganisation Yayasan Penyu Indonesia (indonesisch für „Schildkrötenstiftung Indonesien“, kurz YPI) durchgeführt.

Projektstandort

Karte von Indonesien (Quelle: Wikipedia)

Indonesien (Karte: Wikipedia)

Übersicht

  • Start des Programms: 2000

  • Anzahl Projekte: 4

  • Arten im Fokus: Grüne Meeresschildkröte, Echte Karettschildkröte, Lederschildkröte

YPI-Zentrale auf Bali

Seit der Gründung unserer lokalen Vertretung hat sich einiges getan. Mittlerweile beschäftigt die Hauptzentrale der YPI auf Bali Personal in der Geschäftsführung, Programmdirektion und Finanzverwaltung sowie einen wissenschaftlichen Leiter. Aktuell arbeiten wir mithilfe eines großen Organisationsentwicklungsprojekts, für das uns Fördergelder bis Ende März 2026 bewilligt wurden, an der Professionalisierung unserer Strukturen und dem Ausbau unserer Leistungsfähigkeit im Meeresschildkrötenschutz.

Projekte

Berau: Schutz der Grünen Meeresschildkröte in ihrem größten indonesischen Nistgebiet
Sumatra: Kampf um die Nistgründe der letzten Lederschildkröten im nordöstlichen indischen Ozean
– bis Ende 2023: Banggai – Anti-Schildpatt-Projekt zum Schutz der Echten Karettschildkröte
– landesweit: Aufklärung rund um das Thema „Headstarting“

 

Berau: Schutz der Grünen Meeresschildkröten in ihrem größten indonesischen Nistgebiet

Im Derawan-Archipel in der Provinz Berau vor Ost-Borneo befindet sich das weltweit achtgrößte und Indonesiens größtes Nistgebiet Grüner Meeresschildkröten (Chelonia mydas). Allerdings hat das massive Absammeln der Eier in dieser für ihren Artenreichtum bekannten Region dazu geführt, dass die Population auf einen geringen Bestand von gerade einmal 10 Prozent von dem vor ca. 70 Jahren zurückgegangen ist.

Wieso wir etwas tun

Seit der Gründung der Turtle Foundation im Jahr 2000 steht der Derawan-Archipel im Fokus unserer Schutzmaßnahmen. Hier, wo alles mit einer ersten Schutzstation auf der Insel Sangalaki begann, bewegen wir uns seitdem in abwechselnden Projektgebieten. Ziel ist es, die bedrohten Arten der Grünen Meeresschildkröte, aber auch der Echten Karettschildkröte und der Lederschildkröte vor der drohenden Ausrottung zu bewahren.

Wo wir etwas für die Meeresschildkröten tun

Nachdem es mehrfache Wechsel im Management der bedeutenden Nistinseln vor der Küste Ost-Kalimantans gab, betreuen wir bzw. unsere lokale Partnerorganisation Yayasan Penyu Indonesia aktuell folgende Schutzprojekte auf den Derawan-Inseln:

  • Bilang-Bilangan und Mataha: Schutz bedeutender Nistpopulationen Grüner Meeresschildkröte und Echter Karettschildkröte
  • in Planung: Balikukup – Umweltbildungsprogramm mit Schulbesuchen und Müllsammelaktionen

Bilang-Bilangan und Mataha

In der zweiten Jahreshälfte 2022 sprach uns die lokale Organisation Biota Laut Berau (BLB) an, dass sie selbst nicht mehr über die finanziellen und personellen Kapazitäten verfüge, um die Schutzaktivitäten auf den Inseln Bilang-Bilangang und Mataha fortführen zu können. Schnell war klar: da bringen wir uns ein! Pünktlich zum Jahreswechsel vereinbarten wir, dass wir ab sofort gemeinsam im Schutz der Nistpopulation auf den beiden bedeutenden Inseln des Derawan-Archipels aktiv werden. Denn tatsächlich handelt es sich bei dieser Region um einen international bedeutenden Nistplatz für die gefährdete Art der Grünen Meeresschildkröte.

Berau: Schildpatt und Maratua

Neben den Aktivitäten auf den Nistinseln haben wir uns in Berau kontinuierlich gegen die Produktion und den Verkauf von Produkten aus Schildpatt eingesetzt. Mit hartnäckiger Kampagnenarbeit und Meldungen von Verstößen ist es uns gelungen, diesen illegalen Handel fast gänzlich zum Erliegen zu bringen.

Zudem waren wir seit 2019 auf der Insel Maratua, auf der es vier Dörfer gibt, tätig. Ein Mitarbeiter unserer Partnerorganisation Yayasan Penyu Indonesia war bis Mitte 2024 dort stationiert, um vor Ort die Umweltbildungsarbeit auszubauen. Teil seiner Arbeit waren Besuche in Schulen und anderen Einrichtungen auf der Insel, um rund um die Themen Naturschutz und Plastikproblematik sowie die kritische Situation der Meeresschildkröten zu sensibilisieren.

Entwicklungen auf Balikukup

Allerdings entschieden wir uns zuletzt, unsere Arbeit auf Maratua zu beenden und diese in den Süden des Derawan-Archipels zu verlegen. Zukünftig sollen unsere Umweltbildungsaktivitäten auf der Insel Balikukup durchgeführt werden, die strategisch deutlich günstiger für unsere Teams auf Bilang-Bilangan und Mataha liegt. Zudem haben sich hier neue Herausforderungen für den Schildkrötenschutz ergeben, da auf der Insel seit vielen Jahren exzessiv Dynamitfischerei betrieben wird.

Alle Aktivitäten finden in enger Zusammenarbeit mit den Naturschutzabteilungen des Meeresministeriums sowie des Forst- und Umweltministeriums statt.

Island of Belambangan, Berau, Indonesia

Die Insel Belambangan im Derawan-Archipel, Distrikt Berau, Indonesien

Green sea turtle returning to the sea after egg deposition

Grüne Meeresschildkröte auf Rückkehr ins Meer nach der Eiablage

Eiersammler auf Sangalaki

Eiersammler auf Sangalaki

Frisch geschlüpfte Echte Karettschildkröten in ihrem Nest (Indonesien)

Frisch geschlüpfte Echte Karettschildkröten in Nest (Mataha, Indonesien)

Grüne Meeresschildkröte unter Wasser in Indonesien

Grüne Meeresschildkröte unter Wasser in Indonesien

Verkauf von Schildkröteneiern an einem Marktstand

Verkauf von Schildkröteneiern auf einem Marktstand in Berau

Bildungsarbeit vor Ort: Kinder lernen über Plastikvermüllung und Artenschutz

Bildungsarbeit Maratua: Kinder lernen über Plastikvermüllung und Artenschutz

Schulkinder nach erfolgreicher Strandsäuberungsaktion in Berau, Indonesien

Strandsäuberungsaktion mit Schulkindern in Berau, Indonesien

Sumatra: Kampf um die Nistgründe der letzten Lederschildkröten im nordöstlichen indischen Ozean

Als Turtle Foundation setzen wir uns für den Schutz der bedrohten Meeresschildkröten an der Westküste Sumatras in Indonesien ein. Unsere Arbeit konzentriert sich darauf, die Populationen der Grünen Meeresschildkröten, Echten Karettschildkröten, Oliv-Bastardschildkröten und vor allem der Lederschildkröten zu erhalten.

Wieso wir etwas tun

Die Lederschildkröten sind von besonderer Bedeutung, da die Subpopulation im östlichen Indischen Ozean gemäß der IUCN-Roten Liste mit „unzureichender Datengrundlage“ („data deficient“) eingestuft wird. Ihre Nistplätze in Indonesien wurden erst 2017 systematisch erfasst.

Trotz des gesetzlichen Schutzes in Indonesien seit 1990 sind dringende Schutzmaßnahmen erforderlich, da alle Arten von Meeresschildkröten weiterhin durch Eierdiebstahl, die Jagd auf adulte Tiere und den Verlust ihres Lebensraums bedroht sind.

Wo wir etwas für die Lederschildkröten tun

Gemeinsam mit unserer lokalen Schwester Yayasan Penyu Indonesia haben wir wichtige Nistplätze der Meeresschildkröten in Westsumatra identifiziert. An vier Standorten laufen bereits aktive Schutzmaßnahmen. Unser Einsatz begann 2017 auf Sipora und wurde in den folgenden Jahren auf die unbewohnte Insel Selaut Besar, auf Simeulue und Nias ausgeweitet. Jedes Projekt ist einzigartig, passt sich den lokalen Gegebenheiten an und stärkt die Zusammenarbeit mit den Dorfgemeinschaften.

Unsere Projekte erstrecken sich über eine 600 Kilometer lange Inselkette vor der Westküste Sumatras, mit Niststränden auf kleinen unbewohnten Inseln, abgelegenen Stränden auf größeren Inseln oder innerhalb dicht besiedelter Dörfer. Alle Nistplätze liegen außerhalb von Meeresschutzgebieten.

Besonderheiten

Selaut Besar: zwischen Oktober und Mai nistende Lederschildkröten und ganzjährige Nistsaison für Grüne Meeresschildkröten, sporadisch Oliv-Bastardschildkröten und Echte Karettschildkröten

Simeulue und Nias: dicht besiedelte Dörfer in unmittelbarer Strandnähe bergen besondere Bedrohungsszenarien (künstlich beleuchtete Strände, hinterlassener Müll und hohes Aufkommen von Menschen und streunenden Hunden)

Lederschildkröte am Strand Buggeisiata auf Sipora

Lederschildkröte am Strand Buggeisiata auf Sipora

Geschütztes Lederschildkrötennest in Hatchery kurz vor der Freilassung

Geschütztes Lederschildkrötennest in Hatchery kurz vor der Freilassung

Grüne Meeresschildkröte nach der Eiablage im Morgengrauen (Selaut Besar)

Grüne Meeresschildkröte nach der Eiablage im Morgengrauen (Selaut Besar)

Bewachte, umzäunte Niststation für Eier der Lederschildkröten, in der sie sicher und ungestört vor Wilderern sind

In unserer Hatchery können sich die Eier der Lederschildkröten ungestört und sicher vor Wilderern entwickeln

Junge Lederschildkröte auf dem Weg ins Meer

Junge Lederschildkröte auf dem Weg ins Meer

Diese Ziele verfolgen wir

Unser oberstes Ziel ist es, die bedrohten Arten von Meeresschildkröten zu erhalten und dazu beizutragen, dass sich die Populationen erholen können.

Ebenso möchten wir die vom Menschen verursachten Gefahren an vier wichtigen Meeresschildkröten-Niststränden in Westsumatra minimieren und das Wissen über die beeindruckenden Reptilien bei der lokalen Bevölkerung ausbauen.

Diese Aktivitäten stehen im Fokus

  • Schutz der nistenden Weibchen und ihrer Nester vor Wilderern
  • Beschäftigung von einheimischen Rangern sowie deren Ausbildung im Meeresschildkrötenschutz
  • Datensammlung und Markierung von Nestern
  • Aufklärungsaktivitäten und Umweltbildung für die lokalen Gemeinschaften
  • Förderung alternativer Einkommensquellen durch nachhaltige Strandnutzung und Ökotourismus

Das tun wir ansonsten noch für die Schildkröten

In zwei Dörfern haben wir Schutzmaßnahmen unter Einbezug der lokalen Gemeinschaft initiiert und unterstützen alternative Einkommensquellen, um die Abhängigkeit vom Handel mit Schildkröteneiern und Schildpatt zu verringern.

Durch unser Satellitentransmitter-Programm konnten wir Einblicke in die Wanderungen der Lederschildkröten gewinnen. Tiere, die wir auf Selaut Besar und am Strand Along (Simeulue), markiert haben, führten uns bis nach West-Australien.

Wissenschaftliche Erfassung der Nester in bewachter Brutstätte

Wissenschaftliche Erfassung der Nester in bewachter Brutstätte

Wir arbeiten zusammen mit

Unsere Projekte auf Simeulue und Selaut Besar werden in Zusammenarbeit mit Yayasan Penyu Indonesia und Ecosystem Impact durchgeführt.

Jetzt symbolische Patenschaft für eine Meeresschildkröte vor der Westküste Sumatras übernehmen!

Banggai: Anti-Schildpatt-Projekt zum Schutz der Echten Karettschildkröte

Die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) gilt wegen ihres farbenfrohen Panzers als die schönste aller Meeresschildkröten. Doch das wurde ihr zum Verhängnis. Denn die Hornplatten ihres Rückenpanzers liefern einen begehrten Rohstoff: das sogenannte Schildpatt.

Auch in Europa waren Kämme, Brillengestelle, Deko-Objekte und Schmuck aus Schildpatt früher weit verbreitet. Seit der internationale Handel mit Schildpatt im Jahr 1977 verboten wurde, sind sie überwiegend in den tropischen Ländern zu finden, in denen die Echte Karettschildkröte heimisch ist.

Wieso wir etwas für die Echte Karettschildkröte tun

Bis heute wird die Echte Karettschildkröte aufgrund ihres Schildpatts noch in einigen Teilen der Welt stark bejagt. Daher zählt sie zu den global am stärksten gefährdeten Meeresschildkrötenarten. Eine der verbliebenen Populationen bevölkert die Gewässer Indonesiens. Auch hier stehen die Tiere inzwischen unter Naturschutz. Allerdings werden Problematik und Ausmaß der Schildpattproduktion nicht ausreichend von den Behörden zur Kenntnis genommen, geschweige denn verfolgt.

Wo wir etwas taten: landesweite Kampagne

Bereits 2019 leisteten wir bzw. unsere indonesische Schwester Yayasan Penyu Indonesia einen Beitrag zur Rettung der verbliebenen Tiere in Indonesien: Wir starteten eine landesweite Anti-Schildpatt-Kampagne, deren Ziel es war, das Kaufverhalten zu beeinflussen und das Tragen von Schmuck aus diesem Rohstoff in der Öffentlichkeit mit etwas Negativem zu assoziieren. Denn tatsächlich ist nur wenigen Einheimischen bekannt, dass die Schildkröten bei der Gewinnung qualvoll verenden. Um das Material zu gewinnen, werden ihnen beim lebendigen Leib die Hornplatten abgezogen.

Fortführung der Anti-Schildpatt-Arbeit: Banggai

Aus unserer landesweiten Kampagne heraus entwickelte sich unser letztes Anti-Schildpatt-Projekt, mit dem wir uns von Mitte 2022 bis Ende 2023 auf einen der Hotspots des Handels mit Schildpattprodukten konzentrierten – das Dorf Pulau Tembang im Distrikt Banggai in Zentral-Sulawesi.

Kooperation mit Schildkrötenfischern

Gemeinsam mit der befreundeten Artenschutzorganisation AlTo (Alliance for Tompotika Conservation) führten wir in Pulau Tembang eine partizipatorische Dorfanalyse durch, um über die Wünsche der Bevölkerung und die Möglichkeiten einer Unterstützung des Dorfs Auskunft zu erhalten. Denn uns ist es wichtig, nicht die Fischer, die aus finanziellen Gründen Schildkröten fangen, zu kriminalisieren, sondern mit ihnen gemeinsam eine Lösung zu finden.

Neben der Anzucht von Rotalgen, die in der Region angebaut werden können und einen guten Marktwert haben, sahen wir Potenzial in der Unterstützung bei einer besseren Vermarktung des Fischfangs. Darüber hinaus bezogen wir die Fischer in unsere Datenerhebung ein, um die Vorkommen von Echten Karettschildkröten auf Nahrungssuche zu erforschen. Beim sogenannten „in-water-monitoring“ erhofften wir uns an den Korallenriffen der Region Daten über die Population zu erlangen. Diese Methodik konnten wir bereits 2014 in Berau als Pilotstudie durchführen.

Sehr wenige vom Aussterben bedrohte Karettschildkröten gesichtet

Leider haben wir entgegen unseren Annahmen nur sehr wenige Echte Karettschildkröten bis zum Abschluss des Projekts an ihren Nistgründen angetroffen. Von den beteiligten Fischern des Dorfes wurden uns insgesamt 11 Sichtungen gemeldet. Nur von einem Tier konnten wir ausführliche wissenschaftliche Daten im Rahmen des „in-water-monitorings“ erfassen. So entschieden wir uns nach der Laufzeit dazu, den Projektstandort Banggai zum Jahreswechsel zu verlassen.

Kampagnenarbeit in der Region

Zusätzlich zur Projektarbeit in Pulau Tembang wollten wir auch die bereits bewährte Kampagnenarbeit, die wir zuletzt landesweit zur Aufklärung über die qualvolle Praxis durchführten, in der Region Banggai ausbauen. Neben Schulbesuchen richtete Yayasan Penyu Indonesia einmal im Jahr in der Distrikthauptstadt Luwuk eine „Turtle Week“ aus. Hierbei handelt es sich um eine Reihe von mehreren öffentlichen Veranstaltungen, bei denen auch das Maskottchen Kimi zum Einsatz kam.

Das Anti-Schildpatt-Projekt wurde für 18 Monate vom Critical Ecosystem Partnership Fund (CEPF) gefördert.

Dead, de-scaled hawksbill turtle floating in the sea; Berau, Indonesia

Tote Echte Karettschildkröte treibend auf dem Meer im Derawan-Archipel, Indonesien. 

Armreifen aus Schildpatt auf einem Verkaufsstand in Banggai

Armreifen aus Schildpatt auf einem Verkaufsstand in Banggai

Projektdorf Pulau Tembang in Banggai (Luftaufnahme)

Das Projektdorf Pulau Tembang in Banggai

Frauen zeichnen Landkarte

Die Frauen aus Pulau Tembang zeichnen eine Landkarte ihrer Insel

Taucher kurz vorm Tauchgang für das inwater-monitoring von Schildkröten

Taucher kurz vorm Tauchgang für das inwater-monitoring von Schildkröten

Anti-Schildpatt-Stand anlässlich der Turtle Week, Luwuk, Banggai, Indonesien

Anti-Schildpatt-Stand anlässlich der Turtle Week, Luwuk, Banggai, Indonesien

Frau auf Floß in Wasser pflegt die Rotalgen-Zucht

Frau auf Floß pflegt die Rotalgen-Zucht am Ufer von Pulau Tembang

Erfassung biometrischer Daten einer grünen Meeresschildkröte, Banggai, Indonesien

Erfassung biometrischer Daten einer grünen Meeresschildkröte, Banggai, Indonesien

Landesweite Aufklärungsarbeit rund um das Thema „Headstarting“

Innerhalb der letzten Jahrzehnte unserer Tätigkeiten in Indonesien konnten wir feststellen, dass der Schutz nistender Schildkrötenweibchen und ihrer Gelege eine effiziente Methode ist, um unmittelbare Bedrohungen an Land erfolgreich abzuwenden. Allerdings haben wir es ebenso mit anderen Gefahren für die Existenz von Meeresschildkröten zu tun: der Tod durch Beifang, die Jagd auf See oder auch das Schicksal, in einer sogenannten Aufzuchtstation zu enden.

Wir stellen uns neuen Herausforderungen

Aus diesem Grund haben wir uns vorgenommen, uns auch in Zukunft verstärkt dafür einzusetzen, das Thema „Headstarting“, also die künstliche Aufzucht von frisch geschlüpften Meeresschildkröten, in Konferenzen und Vorträgen auf die Agenda zu bringen. Denn traurigerweise ist diese fragwürdige Praxis in den letzten Jahren von der Regierung nicht nur gebilligt, sondern sogar aktiv gefördert worden.

Was wir von Headstarting-Anlagen halten

Unter dem Begriff Headstarting verbirgt sich der Ansatz, dass Meeresschildkröten direkt nach dem Schlupf vor möglichen Gefahren beschützt in überwachten Aufzuchtanlagen großgezogen werden, bevor sie in die Freiheit entlassen werden. Diese Praxis mag vielleicht ursprünglich gut gemeint gewesen sein, um die Überlebenschance der Jungtiere zu erhöhen, ist aber in den letzten Jahren an vielen Orten Südostasiens zu einer qualvollen Gefangenschaft mutiert. Die Motivation: kommerzielle Gründe. Und ohne eine reelle Chance auf Auswilderung für die Tiere.

Wieso wir etwas dagegen tun

Fakt ist, dass Meeresschildkröten in ihren ersten Lebensmonaten nicht – wie angenommen – auf die Unterstützung von Menschen angewiesen sind. Die Natur hat ihnen stattdessen das Rüstzeug mit auf den Weg gegeben, um nach dem Schlupf ins Leben zu starten. Dass nur eine von 1.000 Tieren das Erwachsenenalter erreicht, ist übrigens Teil des biologischen Kreislaufs. Frisch geschlüpfte Meeresschildkröten haben ihren Platz in der natürlichen Nahrungskette, sie dienen zum Beispiel unterschiedlichen Fischarten als Nahrung.

Durch das Eingreifen in diesen Prozess entstehen für die Jungtiere verhängnisvolle Verhältnisse. So entwickeln sich auf engstem Raum in viel zu kleinen Becken häufig Infektionskrankheiten, es kommt zu Fehlbildungen oder sogar Verstümmelungen. Zudem können sich die Lungen der Tiere in flachem Wasser nicht optimal ausbilden, was zu weiteren Komplikationen führen kann. Außerdem gewöhnen sich Tiere an die Fütterung durch Menschen und es ist fragwürdig, ob sie dadurch nach ihrer Freilassung noch überlebensfähig sind. Vielmehr droht ihnen stattdessen ein lebenslanges, leidvolles Elend in einer dieser Anlagen.

Unser Ziel: behördliches Verbot von Aufzuchtanlagen

Als Turtle Foundation setzen wir uns gemeinsam mit unserer Schwester Yayasan Penyu Indonesia entschieden gegen das Betreiben von Aufzuchtanlagen im südostasiatischen Raum ein. Nach aktuellen Erkenntnissen sind sie nicht als Artenschutzmaßnahmen geeignet und verschleiern die eigentliche Bedrohung. Unser Ziel ist es, dass Entscheidungsträger wie das indonesische Meeresministerium Headstarting nicht länger als gängige Methode zum Erhalt bedrohter Meeresschildkrötenpopulationen anerkennen. Hier bedarf es schleunigst eines Paradigmenwechsels!

Teile einer Headstarting-Anlage zur sogenannten Aufzucht von Meeresschildkröten: Becken mit Sand und Nestern, Indonesien

Teile einer Headstarting-Anlage zur sogenannten Aufzucht von Meeresschildkröten: Sandbecken mit Nestern, Indonesien

Olive-Ridley-Meeresschildkröte in einem kleinen Becken in einer Headstarting-Anlage, Indonesien

Olive-Ridley-Meeresschildkröte in einem kleinen Becken in einer Headstarting-Anlage, Indonesien

Schlüpflinge der Meeresschildkröte in einem verdreckten Becken in einer indonesischen Aufzuchtstation

Schlüpflinge der Meeresschildkröte in einem verdreckten Becken in einer indonesischen Aufzuchtstation

Olive-Ridley-Meeresschildkröte mit verstümmelten Gliedmaßen in einer Aufzuchtstation in West-Sumatra

Olive-Ridley-Meeresschildkröte mit verstümmelten Gliedmaßen in einer Aufzuchtstation in West-Sumatra

Meeresschildkröten-Schlüpfling mit Augeninfektion in einer Headstarting-Anlage in Pulau Seribu, Indonesien

Meeresschildkröten-Schlüpfling mit Augeninfektion in einer Headstarting-Anlage in Pulau Seribu, Indonesien

Juvenile Olive-Ridley-Meeresschildköten in Aufzuchtstation in Sanur, Bali (Indonesien)

Juvenile Olive-Ridley-Meeresschildköten in Aufzuchtstation in Sanur, Bali (Indonesien)