Von 23. April bis 26. April 2018 fand in Sal Rei auf Boavista, Kap Verde, die jährliche Konferenz des nationalen Meeresschildkrötenschutz-Netzwerkes TAOLA (Tartaruga Kriola) mit etwa 60 Teilnehmern statt. Die TAOLA verbindet alle nichtstaatlichen Organisationen, die sich auf den verschiedenen Inseln des Archipels dem Schutz der bedrohten Meeresschildkröten widmen, aber auch Naturschutzbehörden und lokale Exekutivorgane wie Polizei und Küstenschutz. Gastgeber und Organisator der diesjährigen Konferenz, die in einem Hotel in der Nähe von Sal Rei stattfand, war die Turtle Foundation/Fundação Tartaruga.
Zu Beginn der Konferenz stellten alle Schutzorganisationen nacheinander ihre Projekte vor und berichteten von ihren Ergebnissen. Insgesamt wurden in der Nistsaison 2017 im gesamten Archipel ca. 43.500 Nester der Unechten Karettschildkröte gezählt, wovon über die Hälfte (ca. 23.000 Nester) auf Boavista entfielen, gefolgt von Sal (ca. 7.700 Nester) und Maio (ca. 5.500 Nester). Generell zeichnete sich ab, dass Nistaktivitäten auf anderen Inseln außerhalb von Boavista, Sal und Maio bisher häufig unterschätzt wurden, und erst in neuerer Zeit durch die vermehrt aufkommenden Schutzinitiativen und damit verbundenen Datenerhebungen in ihrer Bedeutung gewürdigt werden können. So wurden allein auf der kleinen unbewohnten Inselgruppe Rombo über 2.000 Nester gezählt. Dies unterstreicht noch mehr als bisher die weltweite Bedeutung der Kapverden als drittgrößtes Nistgebiet der Unechten Karettschildkröte. Insgesamt war die Nistaktivität im Jahr 2017 auf dem gesamten Archipel überdurchschnittlich hoch. So erfreulich dies ist, kann das aufgrund der Kürze des Beobachtungszeitraumes noch nicht unbedingt als Erfolg der Schutzmaßnahmen gewertet werden, die erst im Verlauf des letzten Jahrzehntes landesweit intensiviert wurden. Die Nistaktivitäten der Meeresschildkröten unterliegen generell starken natürlichen Schwankungen zwischen den Jahren, wobei in den nächsten Jahren wahrscheinlich eher mit geringeren Nistzahlen zu rechnen ist. Ferner werden die erfreulichen Zahlen durch über 600 dokumentierte Fälle von Wilderei getrübt, wobei von einer wesentlich höheren Zahl an unentdeckten Fällen auszugehen ist. Dies macht deutlich, dass der aktive Schutz der Meeresschildkröten auf den kapverdischen Inseln in Zukunft mehr denn je nötig ist.
Dies war dann auch das Hauptthema des folgenden Teils der Konferenz, in dem es vornehmlich um die neue nationale Gesetzgebung zum Schutz der Meeresschildkröten und deren Umsetzung ging. In dem neuen Gesetz werden nicht nur das Töten der Schildkröten, sondern auch der Verzehr von Schildkrötenfleisch und der Handel damit kriminalisiert. Zuvor war dies lediglich eine Ordnungswidrigkeit, die behördlicherseits kaum verfolgt wurde. Mit dem neuen Gesetz sind nun die Behörden zur Verfolgung entsprechender Delikte verpflichtet. Das Gesetz passierte inzwischen alle nötigen parlamentarischen und ministeriellen Organe und wartet nun vor dem offiziellen Inkrafttreten auf die Unterschrift des Präsidenten. Nach Vorträgen hierzu auch von Behördenvertretern wurden das Gesetz und seine daran angeknüpften Erwartungen angeregt diskutiert. Trotz deutlicher Kritik an der bisher eher laxen Umsetzung schon bestehender Gesetze gab es Hoffnung auf baldige Änderung hierin. Dennoch wurde aber von allen Seiten deutlich hervorgehoben, dass das Hauptziel des Gesetzes nicht die reine Strafverfolgung ist, sondern vor allem eine nachhaltige Bewusstseinsveränderung in der Bevölkerung.
Im weiteren Verlauf der Tagung wurden unter anderem auch neue Techniken zum Schutz der Niststrände und der Meeresschildkröten präsentiert und diskutiert, wie etwa der Einsatz von Spürhunden und Drohnen. Die Einsatzmöglichkeiten einer nachtsichtfähigen Drohne wurden von Dr. Owen McAree, einem Forschungsingenieur der Liverpool John Moores Universität und Mitglied von ConservationDrones.org vor Ort demonstriert.
Insgesamt freuten sich alle Beteiligten über den angenehmen und erfolgreichen Verlauf der Tagung, die dabei geteilten Erfahrungen und die immer bessere Zusammenarbeit zwischen den Organisationen. Gemeinsam geht nun der Blick nach vorne, denn die neue Nistsaison mit all ihren Herausforderungen steht nun schon wieder unmittelbar vor der Tür!
(Bildnachweis: Bild oben: Lucas Jockel; alle anderen: Turtle Foundation)