Das vorrangige Ziel unserer Arbeit auf der kapverdischen Insel ist es, den umfangreichen Schutz der Meeresschildkröten vor Wilderei und anderen menschengemachten Gefahren zu erreichen. Neben der Patrouillenarbeit an den Niststränden ist es uns ein besonderes Anliegen, die Bevölkerung in unsere Aktivitäten einzubinden und anhand ihrer Bedürfnisse Programme zu entwickeln, die ihnen unabhängig vom Verkauf von gewildertem Schildkrötenfleisch ein auskömmliches Leben ermöglichen.

Um die Akzeptanz unserer Schutzbestrebungen auf den Prüfstand zu stellen, haben wir bereits 2016/17 eine Meinungsumfrage in den Dörfern der Insel durchgeführt, um zu erfahren, wie die Einstellung der Bevölkerung zum Schutz der bedrohten Tiere ist. Eine erneute Abfrage erfolgte 2022. Durch die Gesamtauswertung können wir eine mögliche Entwicklung in der Einstellung der Bevölkerung über einen längeren Zeitraum erfassen.

Drei unterschiedliche Auffassungen innerhalb der Gemeinden

Im Wesentlichen haben sich drei Gruppen von befragten Gemeinden herauskristallisiert: Solche, denen die Relevanz der Arbeit der Umweltschutzorganisationen (NGOs) vor Ort bewusst ist, sind denen gegenübergestellt, die die Arbeit der NGOs ablehnen. Im Mittelfeld haben sich Gemeinden herausgebildet, die grundsätzlich die Notwendigkeit, die Meeresschildkröten zu schützen, akzeptieren. Allerdings bleibt ihre Einstellung ambivalent, weil sie auf den Konsum des Fleisches eigentlich nur sehr ungern verzichten.

Bessere Akzeptanz – Ablehnung und Unverständnis bleiben vereinzelt bestehen

Im Vergleich zur Umfrage 2016/17 zeigte sich, dass die meisten Befragten im Jahr 2022 ein besseres Verständnis für die im Natur- und Artenschutz tätigen Organisationen hatten. Es kam jedoch ebenso auf, dass die Arbeit der NGOs mit denen von Tourismusunternehmen verwechselt wurde. Im selben Atemzug bezichtigten sie die NGOs, mit dem Schutz der Schildkröten Gewinne zu erwirtschaften anstelle sie gerecht mit der Bevölkerung zu teilen. Interessant waren die Ergebnisse in der Gemeinde Cabeça dos Tarafes, in der wir von 2018 bis 2022 gemeinsam mit anderen NGOs gemeindebasierte Projekte wie die Gründung einer Näherinnenkooperative durchführten. Hier zeigte sich, dass die Projekte einen positiven Effekt auf die Akzeptanz der NGOs hatten, da sich die Werte zur Einstellung zum Schutz der Meeresschildkröten im Jahr 2022 erheblich verbesserten.

Hintergrund Covid: Tourismus brach komplett ein

Es ist wichtig, die Ergebnisse von 2022 vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie und ihrer weitreichenden Folgen für Boa Vista zu betrachten. Zu dieser Zeit kam der Tourismussektor vollständig zum Erliegen, die Arbeitslosigkeit stieg an und viele Arbeitende kehrten zu ihren Herkunftsinseln zurück. Neue Arbeiter, die nach der Pandemie auf die Inseln kamen, wiesen möglicherweise bisher wenige Berührungspunkte mit den Naturschutzthemen auf.

Straßenansicht eines Dorfs auf Boa Vista, Kapverden

Umweltbildung und transparente Mittelverwendung essenziell

Die Ergebnisse der Befragung zeigen die Notwendigkeit auf, das allgemeine Bewusstsein für die Arbeit der lokalen NGOs zu stärken, indem mehr Transparenz über Herkunft und Verwendung der Mittel geschaffen wird. Hierbei kann es hilfreich sein, speziell auf die Unterschiede zu gewinnorientierten Unternehmen wie denen im Ökotourismus einzugehen. Zudem lässt sich ableiten, dass kontinuierlich durchgeführte Umweltbildungsprogramme unerlässlich sind, um die Bevölkerung für den Natur- und Artenschutz zu sensibilisieren und langfristige Verhaltensänderungen zu bewirken.

Du findest, dass wir auch in Zukunft unsere Umweltbildungsprojekte aufrechterhalten sollten, damit der Schutz der Meeresschildkröten nachhaltig erreicht werden kann? Dann finanziere unsere Arbeit gerne durch deine persönliche Spende. Ganz gleich, wie viel du uns geben möchtest – sie ist bei uns gut aufgehoben.

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